Angeregt durch eine Bitte einer lieben Menschin wand ich mich an Sanat Kumara mit einer Frage, die sich wohl uns allen immer wieder als Einladung auslegt.
Wie gelingt es mehr und mehr, den Kontakt mit sich selbst zu halten?
„Alltagsgewohnte Routine kann sich am Morgen anfühlen… wie ein ausgetretenes Paar Schuhe. Wenn es sich für dich so anfühlt, könnte hier ein Gedanke in vielerlei Hinsicht den Blickwinkel verändern.
Er legt sich in der Frage aus:
In welcher Art von Beziehung bist du gerade mit dir selbst?
Eine Frage, die dich augenblicklich ins Innere führt. Und nicht nur das. Eine Antwort verlangt nämlich ein Erfassen deines gegenwärtigen Erlebens und damit auch, ob du noch vor Augenblicken bewusst oder unbewusst darin warst. Wenn wir nun darüber sprechen, wie bewusst du dir deiner Selbst gerade bist, sprechen wir dann nicht auch über innere Anwesenheit?
Nun, was es heißt, innerlich anwesend zu sein, während du deinen Tag durchwanderst, hast du womöglich schon viele Male erfahren.

Es sind Momente wie das Eintauchen deines Körpers während einer ersten frühsommerlichen Erfrischung in einem Bergsee. Der Großteil deiner Aufmerksamkeit liegt dann für einen Augenblick oder länger in der Wahrnehmung deines Körperempfindens und mitunter auch in einer gedankenlosen Berührtheit dieser Einswerdung mit See und Natur. Ein kurzer Moment oder auch einige mehr. Dann beginnst du womöglich wieder, darüber nachzudenken, wie viel Grad das Wasser wohl haben wird… dass der Sommer nun endlich da ist… oder wann du im letzten Jahr das erste Mal schwimmen warst.
Doch immer wieder nimmst du für einen Augenblick wahr, wie es sich im Wasser für dich anfühlt. Dann bist du, wenn auch nur für Augenblicke, anwesend in dir. Nun und in dieser Art Anwesenheit fühlt sich das Leben sehr lebendig an. Warum also verlässt du dich immer wieder? … oder bist nur gelegentlich in dir auch wirklich anwesend…?
Weil du in deinem Erleben vorübergehend nicht die gleiche Aufmerksamkeit für deine inneren Abläufe aufbringst, wie für das äußere Geschehen. Oft stellst du fest, wie angespannt, unter Druck oder ermüdet du dich plötzlich fühlst. Und dieses ‚plötzlich‘ ist im Grunde nur der Moment, in dem dir die innere Anspannung, der innere Druck oder die innere Ermüdung bewusst geworden ist.
Was war davor …?
Wo warst du davor …?
Kann es sein, dass du vollkommen in äußeren Dingen verloren gegangen warst?
Wenn das so war, warst du innerlich nicht anwesend. Du warst sozusagen außer Haus.
Und nun stellt sich die Frage:
Wenn du während deines Tages nicht wirklich anwesend bist, inwieweit hast du dann wirklich gelebt…?
Oder warst du dann nicht auch zu einem großen Teil nicht mehr am Leben…?
Und wenn du feststellst, dass du schon einige Minuten oder bisweilen auch Stunden nicht mehr am Leben warst, ist es dann nicht eine Freude, es jetzt wieder sein zu können…?
Könntest du diese LebensFreude zu deinem LebensSinn werden lassen…?
Ja…? Dann könnte sich dieser LebensSinn auch verantworten lassen. Heißt, es würde zu einer über allem liegenden Absicht werden, auch wirk~lich am Leben zu bleiben.
Nun, du weißt, dass du hier bist, um genau das zu sein. Am Leben! … oder möchtest Du lieber sagen … lebendig…?
Nicht das Leben ist es, das dich in deinen Alltag vereinnahmt. Es ist das ‚SichSelbstInAlleWindeStreuen‘, aus dem wenig bis gar nichts Bewusstes anwesend ist, während du lebst.
Wie kannst du also anwesend bleiben…?
… und dies … gleichzeitig im Tun, im Sprechen, im Wirken…?
Im Grunde ist es einfach, zeitgleich mit allem äußeren Erleben … auch innerlich am Leben zu sein. Dies setzt jedoch voraus, in Beziehung mit dir zu bleiben und nicht nur mit denjenigen Menschen, mit denen du gerade Erfahrungen machst, in dem du mit ihnen sprichst, über sie nachdenkst oder in gemeinsamer Sache zusammen bist.
Während all dem und überdies auch im Umgang mit Verpflichtungen und Alltagsroutine ist die Beziehung zu dir selbst eine Art Vorrang … allem gegenüber.
Es ist hier nicht das selbstverherrlichende Wichtigtun gemeint. Dies wäre eine Zerrform dieser in sich gegründeten Anwesenheit, in der das, was sich gerade durch dich lebt … also spricht, denkt, tut … in deiner Wachheit badet.
Nun und dies verlangt nicht mehr, als dich immer wieder selbst zu wecken … ins wache Selbst. Und dies ist eine Art Muskeltraining, um einen ganz bestimmten inneren Muskel wieder zu kräftigen.
Es ist das sich immer und immer wieder aufbringende Interesse an deiner inneren Lebendigkeit. Heißt zunächst, dein inneres Empfinden zu erkennen … und in jedem Augenblick zu wissen, wie das durch dich gerade Tuende, Sprechende, Zuhörende, Denkende oder auch Beobachtende DaSeiende empfindet.

Eine Möglichkeit ist, diese Art Interesse innerlich zu gießen. Einem duftenden Strauß Blumen gibst du ja schließlich auch frisches Wasser.
Und wenn du dein DaSein im Bilde solch einer sich verströmenden Duftigkeit verstehen kannst, liegt dir dein Höheres Selbst womöglich schon ein bisschen mehr am Herzen.
Nichts kräftigt sich, ohne dass da auch Kräfte wirken. Was es also braucht, ist dein Interesse. Denn Interesse ist nichts anderes, als ausgerichtete Absicht.
Sei in diesem Interesse und erfrische es, indem du dich immer wieder auf dein inneres Geschehen besinnst, indem dir immer seltener entgeht, was gerade durch dich geschieht…indem dir bewusst bleibt, wie sich dies in dir erfahrend abbildet.
Während du also gerade diese Worte liest,
… bleibe dir deines inneren Geschehens bewusst. Ein Teil deiner Aufmerksamkeit lässt sich dafür aufbringen. Und so hältst du dich wach und lebendig … nah am Leben auf.
In dieser nahhaltenden Aufmerksamkeit verlangt es nur eines. Die Verbindung zu deinem inneren Geschehen immer wieder aufzunehmen.
Es mag sein, dass du dich für eine Zeit vergisst. Doch immer wieder gibt es Momente, in denen du ‚plötzlich‘ wahrnimmst, dass die letzten Minuten, Stunden oder Tage als eine Art Hinterlassenschaft in dir anklingen.
Und hier erkenne, dass es in dir zu einer vorübergehenden inneren Vertrocknung gekommen ist. Was ist zu tun?
Sei dieser inneren Vertrocknung hinfühlendes Wässern. In deiner inneren Anwesenheit löst sich jede Anspannung, jeder Druck und jede Verengung. Dann bist du ein Fließen und was fließt, ist auch am Leben.“
~ Sanat Kumara
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In stillem Dialog aus dem Geistigen
übersetzt durch
Juliette Klinger ~Wachflüsterin~
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