Anhalten – mitunter auch inwendige Ausbremsung

stiller Steg

Wenn’s nicht mehr geht


Eine der unbequemsten Wahrheiten, die ich innerhalb meiner begleitenden Unterstützung immer wieder zu verdauen helfe, ist die Einsicht, dass eine bisherige Vorstellung von ‚ErfolgReich‘ in körperliche Erkrankung, tiefe Sinnkrise oder gar inneren Zusammenbruch geführt hat.

In dieser Wahrheit erst einmal stehen zu bleiben,
ganz und gar einverstanden, dass es nun ist wie es sich nun mal erfahren hat .. ist ein Anhalten, in dem erst .. es erlaubt ist, sich in Überforderung, Erschöpfung, SinnLeere oder bereits körperlich erkennbarer Verausgabung selbst zu umarmen.

Dieses Anhalten zu erlauben, ist dann die Einladung des Lebens. Denn was körperliche Erkrankung, Trennungserleben oder existenzielle Bedrohung hervorruft, ist .. uns endlich auf uns selbst zu besinnen. Das geschieht, wenn der innere Ruf nach Einlenkung über äußere Ausbremsung, Erschütterung, Entbehrung oder Ohnmachtserleben an uns herantritt. Viele Menschen neigen auch dann noch zu Beschwichtigung, Ausrede und ignorantem Weiterso.

Es nicht wahr .. oder nicht so deutlich wahr haben wollen


Dahinter liegt jedoch die Angst, im Anerkennen dessen, was nun mal so geworden ist, sich auch darin verantworten zu müssen. Viel leichter und erträglicher scheint es, Umständen, Menschen oder dem Leben selbst die Schuld dafür zuzuschreiben, als endlich anzuhalten und sich selbst dieser Verantwortung zu stellen.

Manche Menschen, die ich begleiten durfte, hielten für einen kurzen Lebensmoment inne .. und schielten doch in ihre alten Strategien .. weil der Ruf, den sie vernommen hatten, keine Aussichten aufblätterte. Nun ja, dieser innere Ruf ist weniger verlockend, als vielmehr als ein Gebet zu verstehen. Und Gebete sprechen die Sprache liebender Milde.

Das Liebende ruft


… es lässt aber auch frei, dem Ruf zu folgen .. oder noch einmal in eine andere Richtung zu gehen .. um dem Ruf irgendwann noch einmal anders zu begegnen.

Manche  Menschen sind nach Jahren wieder auf mich zugekommen. Und nun war der Ruf noch einmal tiefer vernommen .. und das Anhalten hatte eine Unmissverständlichkeit, in der auch das Verantworten in unmissverständlicher Deutlichkeit erkannt war.

Jedes Gehen hat seine Wege.
Jedes Anhalten hat seinen Moment.
Jedes Erkennen auch.

Darin für Zeiten zu begleiten, verlangt viel Feingefühl doch auch eine gewisse Art von ‚Ich kann dir nur das sein, was du gerade annehmen kannst.‘ Darin sehe ich die tiefste Auf-Gabe innerhalb (m)einer unterstützenden Begleitung.

In Freude an diesem Wirken, Juliette
7. Februar 2021

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